Der vorherrschende Ton dieses Films mit seinem marktschreierischen Titel wird in den ersten Sekunden gesetzt. Beklemmung, Aufruhr und Kontrollverlust bestimmen ihn. Eine offensichtlich zu allem entschlossene Mutter – Felicitas Woll in einer emotionalen Paraderolle – stürmt am späten Abend mit einem Messer auf einen vor dem Haus geparkten Kastenwagen zu, weil sie darin einen Angreifer vermutet, der sich ins Heimnetz der Familie einhackt. Das ist rührend in seiner Hilflosigkeit, schließlich finden die Angriffe mit dem Tatmittel Internet, wie Cyberkriminalität im Polizeijargon heißt, in der Regel von entfernten Weltregionen aus statt. So blickt Charlotte Wilms auch nur einem ertappten Liebespaar in die Augen, bemerkt aber, wie ein Mann aus reiner Gewohnheit sein Smartphone zückt, um diese Situation festzuhalten – ein erster gewollt wirkender Drehbucheinfall, von denen es hier einige gibt. Charlotte rastet aus, entreißt ihm das Handy und trampelt verzweifelt darauf herum: „Das macht alles kaputt. Nie Ohne Handy: Dieser Test Verrät, Wie Abhängig Vom Smartphone Sie Wirklich SindAlles macht das kaputt.“ Hinzu kommt eine düstere Vorahnung. Diese hat damit zu tun, dass als Inspiration für den von Anne-Marie Keßel geschriebenen Film „Nackt. Das Netz vergisst nie“ der todtraurige Fall der Amanda Todd diente. Die kanadische Schülerin hatte im Jahre 2012 nach jahrelangem Cybermobbing aufgrund eines unbedarften Nacktbilds Suizid begangen. Somit ist man sofort in einer angemessen deprimierten Stimmung, um sich dem hier zwar fernsehfilmmäßig zurechtgezupften, aber leider tatsächlich existierenden Horror mitmenschlicher Niedertracht auszuliefern. Das Netz vergisst nie.: Auf einer fragwürdigen Internet-Seite tauchen Nacktfotos der 16-jährigen Lara auf. Für die Familie beginnt ein Alptraum. Was das Internet anrichten kann, erfahren wir gerade mit Dingen wie 'Fake News' zu Genüge. Aber es kann auch im Privatleben viel Unheil anrichten - wie ein Sat.1. Doch schon lockert der Film den Griff, springt zurück in die sorglosen Tage vor dem Auftauchen einiger für den Freund gemachten Handy-Nacktfotos der jugendlichen Tochter Lara (Aleen Kötter) auf einer erpresserischen „Racheporno“-Website. Beim Darstellen von Standardsituationen geben sich Jan Martin Scharf (Regie) und Markus Eckert (Kamera) nicht sonderlich viel Mühe: Glück etwa erkennt man an Sonnenschein und Pfannkuchen, schäkernden Eltern und niedlich verliebter Tochter. Holzschnittartige Mobbingszenen Schnell erschüttert das Auftauchen besagter Bilder die Fundamente dieser Zufriedenheit. Dass es für Vater Marcus (Martin Gruber) augenblicklich auch beruflich bergab gehen muss, ist der Unsitte geschuldet, im deutschen Fernsehen gern mit zu viel Geschmacksverstärker zu kochen. Gil Ofarim Rührt Das Netz: So Süß Dankt Er Seinem Papa Abi!Die Familie zahlt die geforderten fünfhundert Dollar Lösegeld, aber wie der Filmtitel schon suggeriert, sind die gelöschten Fotos kurz darauf wieder online. Weil ein Mitschüler sie verlinkt, nimmt das Unglück seinen Lauf. Verramscht Die Telekom Ihr Begehrtes Netz? Mobilfunk-Discounter Erhält LTE-UpgradeDie Mobbingszenen sind ziemlich holzschnittartig geraten und dazu mau gespielt: Die gesamte Schülerschaft umringt das Opfer noch am selben Tag, um im Chor Schmähungen über intime Details auszustoßen, und der Freund (Niklas Nißl) macht auf der Stelle mit Lara Schluss. Das läuft in Wirklichkeit dann wohl doch ein wenig subtiler, perfider und vor allem anonymer. Immerhin deutet der Film an, dass auch die Kommentare in Sozialnetzwerken eine gewisse Rolle spielen. Man kann den Filmemachern zugutehalten, den Fokus nicht auf das Mobbing selbst gelegt zu haben, sondern auf die Überforderung, die eine solche Situation für die Eltern bedeutet.
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April 2019
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