'Tatort: Im Toten Winkel': So Denken Die Kommissare Über Das TabuthemaIn der Versicherungsfirma ALVA, die mit dem Motto 'Ihr Partner für Ihre Sicherheit' wirbt, wird der Abteilungsleiter Heiko Gebhardt am helllichten Tag vom gegenüberliegenden Gebäude aus erschossen. Ein Scharfschütze in Dresden? Die Ermittlerinnen Karin Gorniak, Henni Sieland und ihr Chef Schnabel befragen die Angestellten der Versicherung und finden sich in einem Geflecht aus Mitarbeiterintrigen und knallharter Firmenpolitik wieder. Wie der 50-Jährige gerade den eher unauffälligen, grauen Durchschnittstypen Prägnanz verleiht, ist bewundernswert. Im Fall „Auge um Auge“ jedoch war. Keine Absprachen – Ausschuss Entlastet Trump In Der Russland-AffäreCordula Wernicke verrät ihnen, dass der Versicherungskonzern von seinen Mitarbeitern erwartet, weniger Versicherungsleistungen auszuzahlen. Zugleich soll Personal abgebaut werden. Die Kommissarinen Karin Gorniak (Karin Hanczewski) und Henni Sieland (Alwara Höfels) befragen den Tatverdächtigen Rainer Ellgast (Arnd Klawitter) in seinem Schützenverein. (v.l.) Bildrechte: MDR/Wiedemann & Berg/Gordon Muehle Kurz darauf findet sie auf ihrem Schreibtisch ein Projektil in einem Umschlag – eine unverhohlene Drohung. Um den eigenen Arbeitsplatz nicht zu verlieren, wird innerhalb der Belegschaft intensiv gemobbt und Kollegen leichtfertiges Bewilligen einer Prämie oder anstößiges Verhalten unterstellt. Unter diesem Druck litt auch Rainer Ellgast, der deswegen mit dem Mordopfer Gebhardt wiederholt in Streit geriet. Ist er zu einem Mord fähig? Die Ermittlerinnen finden heraus, dass das Alibi, dass er sich selber gibt, nicht stimmt. Auch unter den ALVA-Kunden stoßen Gorniak und Sieland auf unzufriedene Kunden und zerstörte Existenzen - wie Harald Böhlert, der nach einem Arbeitsunfall und jahrelangem Rechtsstreit von der ALVA um seine Entschädigung gebracht wurde. Im Kampf um sein Recht wird Böhlert von Martina Scheuring unterstützt, die die üblen Methoden der ALVA mit radikalen Mitteln entlarven will. Doch mancher Betrogene entpuppt sich für die Kommissare auf den zweiten Blick selbst als Betrüger. Als auf dem Weihnachtsfest der ALVA mit Rainer Ellgast wieder ein ALVA-Mitarbeiter angeschossen wird, geraten die Ermittlerinnen zunehmend unter Druck. Mehr zum Tatort aus Dresden. Diesmal ist es wieder übersichtlich. Das bedeutet, dass gegen Ende verschiedene Verdächtige dick durchgestrichen werden, eine Person übrig bleibt und eine weitere Person aus unerfindlichen Gründen noch nicht in den Blick der Polizei geraten ist. Das bedeutet außerdem, dass die wirklichen Schurken die da oben sind und diesmal in der Chefetage einer Versicherung sitzen, die übel beschädigten Kunden Auszahlungen mit offenkundig dürren Begründungen verweigert. Einem der Chefs schießt der Täter ins Bein. Vielleicht könne er nie mehr richtig gehen, heißt es, aber „er ist sicher gut versichert“, so die Kommissarin sardonisch. Das bedeutet ferner, dass zum Mord die Arie „O mio babbino caro“ aufgelegt wird, und irgendwie weiß man nachher nicht mehr den Grund dafür. Aber so will es die gute Fernsehkrimisitte: Wo der Mörder ist, ist auch die Klassik-LP nicht fern. Das bedeutet hingegen nicht, dass der Dresdner MDR-Tatort „Auge um Auge“ fad wäre. Das ist das überraschendste an diesem Krimi. Es liegt wohl an der Kombination aus den fidelen Sprüchen, die „Stromberg“-Autor und also Büro-Experte Ralf Husmann und sein Mitautor Peter Probst den Figuren in den Mund legen, und der sympathischen Nonchalance, die hier herrscht. „Ich bin kein Idiot.“ – „Hat auch keiner gesagt.“ „Auge um Auge“ bewegt sich recht elegant auf dem schmalen Grat zwischen Quatsch und Tragödie. Die Regie und die Kamera machen mit, wenn Franziska Meletzky und Bella Halben beispielsweise die Szene auskosten, in der der Rollstuhlfahrer Böhlert (Peter Schneider) spektakulär eine Straße runterjazzt, dabei jedoch (vergeblich) seinen Suizid im Sinn hat. Es ist kalt in Dresden.
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April 2019
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